Atai

Liebste Atai - ich danke Dir für 13 Jahre, 7 Monate und 10 Tage

Du warst zehn Monate alt, als wir uns kennengelernt haben und ein wildes Mädchen. Du warst gerade angekommen, da bekamst Du eine Bauchhöhlenentzündung und es ging Dir so schlecht, dass Du Dich in die hinterste Ecke des Hofes zurückgezogen hast.... wir hatten schreckliche Angst um Dich. Wir brachten Dich zum Arzt und alles wurde gut.

Du hast Dich schnell erholt, warst frech und lustig und sprangst aus dem Fenster im Erdgeschoss. Wer Dich draußen an der Leine hielt, fühlte sich schlicht überflüssig; Du warst Dir selbst genug. So liefen wir Stunden um Stunden und Du zogst und zogst, ein Vollbluthusky und ich habe großen Respekt vor der Unbeirrbarkeit, mit der Du Deiner Aufgabe nachgingst.

In der Hundeschule hast Du jahrelang mit jedem jungen Hund getobt, der zu uns ins Training kam und es kamen viele. Dein bester Kumpel aber war Fussel - er wartet auf Dich seit ein paar Monaten.

Du machtest Bekanntschaft mit einem Zughund und warst brilliant mit ihm im Geschirr. Das war Deine Welt - Du warst schnell wie der Wind. Wie oft magst Du Dich danach gesehnt haben, einfach zu rennen, immer weiter.... jetzt kannst Du es, meine liebste Puschi.

Als Du etwas erwachsener geworden warst, hast Du jahrelang mit mir die Welpengruppe ruhig und souverän geleitet und warst eine sehr zuverlässige Kollegin. Du warst immer freundlich, Du warst nie aufdringlich und Du warst so unendlich geduldig - mit uns, mit Deinen Artgenossen, aus der Fassung brachten Dich nur Tierärzte und die haben wir ja zum Glück sehr, sehr selten gebraucht. Wie gerne hätte ich Dir den letzten Besuch erspart.

Wie viele wunderbare Stunden haben wir gemeinsam im Wald verbracht, wieviele Säcke Deines herrlichen Fells habe ich Dir im Laufe der Jahre aus dem Pelz gekrault. Du bist unendlich viele Kilometer gelaufen, Du hast jahrelang gespielt, Du hast Dich in der Sonne geräkelt, den Regen aus dem Pelz geschüttelt und Dich im Schnee gewälzt - und irgendwann wurdest Du alt. Du mochtest nicht mehr in der Sonne liegen und Du wurdest ruhiger. Vier Wochen ist es her, als wir die letzte große Waldrunde drehten und Du immer noch Strecken im Trab unterwegs warst. Dann wurden die Tage heiss und es war alles so anstrengend für Dich. Nasse Bettlaken hingen im Wohnzimmer; wir machten Deinen Kopf ein bisschen nass zum Kühlen, dass mochtest Du gerne. Wenn es Futter gab, warst Du gleich zur Stelle, Du hast Dich wohlig geräkelt, wenn ich Dich gekrault habe und wenn ich mit dem Geschirr kam, warst Du dabei, auch wenn wir nicht mehr weit kamen. An unserem letzten Tag standst Du morgens schon in der Küche und hast keine Ruhe mehr gefunden.

Als Du endlich im Korb lagst, habe ich Dich mit Kissen gestützt, damit Du leichter atmen konntest und Du hast geschlafen. Ich habe Dich gestreichelt und gestreichelt und gestreichelt. Als die Ärztin da war habe ich Dich ganz vorsichtig geweckt. Du hast an ihr geschnuppert und schautest misstrauisch. Die Spritze tat Dir weh. Ich habe Dich gehalten, bis Du wieder schliefst - und dann hast Du Dich auf die große Reise gemacht: Allein, ohne Geschirr und ohne Leine, immer weiter und weiter und schneller und schneller.

Sei wild, meine Kleine, lauf endlich so lange und weit und schnell Du willst und jage mit Arri und Theo, die Dich erwarten.

Uns bleiben wunderschöne Erinnerungen an unsere warme, weiche Schmusepuschi und unsere wilde, majestätische Atai. Du warst und bleibst Husky mit Leib und Seele und ich sehe uns alle auf ein "Puschi, Stups".