POLAR                                 (2007 – 2021)



Für Polar
Samstag, der 14.August 2021 …
UND DANN BLIEB EINFACH DIE ZEIT STEHEN
Unfassbar, unbegreiflich,
es tat nur weh,
da war nur noch Schmerz
und eine unendliche tiefe Traurigkeit
Tränen
Obwohl wir doch schon so lange wussten, dass dieser Tag kommen wird.
Und er für dich eine Erlösung sein wird,
weil du entschieden hast,
weil du deine Zeit hattest.
Eine gute Zeit,
eine verdammt gute Zeit,
eine wundervolle Zeit, die wir gemeinsam hatten.
Gedanken und Gefühle purzeln durcheinander.
Trauer, weil dein Körper kein Leben mehr in sich hat.
Freude, über all die vielen Erlebnisse, die wir über zwölf Jahre gemeinsam erleben und teilen konnten.
Es ist unser Egoismus, zu hoffen, du könntest ewig bei uns bleiben.
Es war so unsagbar schwer, dich gehen zu lassen.
Du bist stolze 14 Jahre alt geworden,
du hattest ein Leben voller Liebe, Vertrauen und Zuneigung,
du für uns und wir für dich.
Und genau deshalb,
weil da diese tiefe Liebe ist, war es für uns so schwer,
dich gehen zu lassen.
Wir sehen noch dein Augenzwinkern, deinen Trost an uns….
Und wir mussten lernen, sehr vernünftig und ehrlich zu sein
Für dich, für unsere Liebe.
Denn du solltest nicht hilflos werden, nicht leiden.

Und in die Situation kommen, nicht mehr selbständig aufstehen zu können. Dein Körper wurde zunehmend schwächer. Auf keinen Fall sollten deine Augen Panik wiederspiegeln. Du warst immer eine so stolze, starke und eigensinnige Hündin. Du hast uns immer klar gezeigt, was du willst und was du nicht willst. Und wir wollten dir niemals das Gefühl geben, dass du dich verlieren, dich übergehen, dich aufgeben müsstest. Du solltest niemals mehr in deinem Leben Enttäuschungen erleben – nicht an unserer Seite.
Und das tröstet uns.
Wir finden Trost in dem Wissen, dass du jetzt all deine Lebensgefährten, die wir auf unseren gemeinsamen Wegen haben gehen lassen müssen, nun wieder um dich hast. Du bist inmitten deiner Partner, deinem Rudel.
Begonnen mit Keney, der in uns, in Thoran und mir, die Liebe zu den Schlittenhunden geweckt und vermittelt hat, und - so wie du - im Alter von 14 Jahren die Reise über den Regenbogen angetreten ist. Ohne euch jemals begegnet zu sein, hattet ihr viele Gemeinsamkeiten. Er war ein König so wie du eine Königin warst.
Akito, für den du eigentlich zu uns kamst, weil er eine Lebensgefährtin brauchte und für dich zu einem liebevollen Ziehvater wurde, der dich deine Ängste und Unsicherheiten hat überwinden lassen, der dich durch schwierige Zeiten geleitet hat und dich und uns leider viel zu früh verlassen musste. Wenn du Angst vor neuen Menschen hattest, hat er sich einfach vor dich gelegt und du konntest dich hinter ihm wie eine Tochter verstecken.
Wolf, unser kleiner Wolf, der, sah er auch noch so zart und schmächtig aus, stark an deiner Seite stand, um dir zu helfen, den Verlust von Akito zu verschmerzen, der durch seine souveräne, ruhige und ausgeglichene Art wieder Leben und Freude in unser Rudel brachte – an seiner Seite bist du gewachsen und hast ihm später wie eine Schildmaid geholfen, seine Konflikte, die er aus Dickköpfigkeit mit riesigen Hunden anzettelte, zu lösen.
Ole, der für dich als Nachfolger für Wolf vorgesehen war, wurde dir ein echter Spiel- und Tobe-Kamerad. Er war unser Rudelclown und hat uns mit seiner Keckerie und Fröhlichkeit zum Lachen gebracht. Unvergessen seine Einsätze, wenn er dir mal wieder einen deiner gut bewachten Bälle stibitzte und nachdem du ihn erfolglos zu fangen suchtest – Ole war ein Modell-Athlet – hat er dir aus Mitleid den Ball wieder zurückgegeben.
Rowdy, den du zuerst nicht wolltest, weil der zu schnell aufeinanderfolgende Verlust von Ole und Wolf dir zu Nahe ging, überzeugte dich letztlich mit seiner charmanten Art und seiner unendlichen Güte. Aber auch er musste dich und uns aufgrund einer plötzlichen und schnell wuchernden Krebserkrankung verlassen.
Das war zu viel - für dich und für uns.
Jetzt waren wir wieder zu Dritt und Versuche, einen neuen Lebenspartner für dich zu finden, lehntest du ab. Nach einem Jahr haben wir Mytha in Potsdam kennen gelernt. Du solltest eigentlich keinen kranken Freund mehr an deiner Seite haben, zu schmerzvoll waren die vergangenen Abschiede. Aber als wir ein paar Tage mit Mytha gelaufen waren und ihn lieb gewonnen haben, konnten wir nicht anders. Wir mussten „Ja“ zu ihm sagen. Wir konnten ihm bei uns auf unserem kleinen Hof ein neues Leben, ein Zuhause bieten, das er brauchte, um mit seinen Erkrankungen und seinem Hüft-Handicap zurecht zu kommen. Du warst nun auch nicht mehr die jüngste und einen Renner an deiner Seite wäre dir nicht gerecht geworden. Es passte, du hattest wieder jemanden, den du bevormunden konntest und Mytha konnte all die Liebe und Fürsorge; die er für sein Glücklich-sein benötigte, aufsaugen. Er war fast drei Jahre ein treuer Lebensgefährte, ehe er genau zwei Wochen vor dir seinen Weg über den Regenbogen antrat.
Als hättest du nur darauf gewartet, dass er zuerst die Reise antritt, hast du uns noch diese letzten wunderbaren, intensiven Wochen geschenkt. Du hast dich in einer Art bewegt, die in dem sommerlichen Garten deine reife Schönheit unterstrich – wir beobachteten deine Anmut und spürten, dass wir jemand in seiner lebensabendlichen Großartigkeit sehen – einer Großartigkeit, die uns ein Leben lang begleiten wird. Dann hast du uns gezeigt, dass auch deine Zeit gekommen ist und wir dich gehen lassen müssen.
Jetzt sitzen wir hier an euren Gräbern auf der Bank und fühlen uns hier völlig allein und verlassen – auch wenn es von Anfang an der Natur des Miteinander-Seins von Menschen und Hunden innewohnt. Seit über zwanzig Jahren leben wir mit euch Schlittenhunden zusammen und unser Leben hat durch eure Bedürfnisse immer neue Richtungen bekommen.
Wie soll das jetzt ohne euch weitergehen? Ihr seid nicht mehr da, um uns zu begrüßen, wenn wir nach Hause kommen, keiner fordert seine Streicheleinheiten, seine Spaziergänge und Futterrituale ein. Keine Fell-Nase, die wir kraulen können und die uns zeigt, wie gern sie uns hat.
Aber da sind all die wunderbaren Erinnerungen an Euch, von all den vielen ereignisreichen Erlebnissen, die uns Kraft geben.
Und trotzdem ist es so schwer, den Schmerz im Herzen zu ertragen.
Wir lieben euch so sehr.
Ihr seid auf ewig unvergessen und in unseren Herzen.
Es bleibt uns nur, euch jetzt viel Spaß beim tummeln, spielen und kuscheln auf der großen Wiese hinterm Regenbogen zu wünschen.
Polar, wir sind uns sicher, dass Keney dir absolut gefallen und imponieren wird, dass Akito und Wolf wieder deine Beschützer sind, dass du mit Ole um die Wette laufen wirst, dass Rowdy charmant an deiner Seite stehen wird und das du auf Mytha gut Acht geben und ihm weiterhin sein Anlehnungs- und Liebesbedürfnis stillen wirst. Wir wissen dich in bester Gesellschaft und freuen uns auf die Zeit, wenn wir uns irgendwann ganz sicher wieder sehen werden – euch alle.
In Liebe
Petra und Thoran.